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Diversity Management: Die schönste Minderheit im ganzen Land
Frauen führen - bei der Karriereförderung. Ein Denkanstoß.
Business Ladys | 10.2011
Wie man das Ende einer Ehe feiert.
Financial Times Deutschland | 08.2008
Entschuldigung, ich muss Sie warten lassen.
Asli Sevindim für ein Porträt tagelang auf den Fersen.
Zwanzig10 | 05.2008
Scheidungs-Shopping
Wenn zwei sich scheiden, freut sich der Dritte - zum Beispiel der Anwalt, in dessen Schatulle es scheppert. Aber auch andere Branchen sind inzwischen auf den Trichter gekommen, dass sich mit dem Ehedesaster Geld verdienen lässt.
Manchmal hilft es, symbolisch Abschied zu nehmen. Auch von der Ehe. Ob man den Ring rituell verschwinden lassen möchte, fiesen Ex-Exorzismus betreiben oder es zum Neuanfang krachen lassen will: Produkte und Dienstleistungen, die speziell auf die Zeit nach der Scheidung zugeschnitten sind, finden sich insbesondere in den USA. Dort sind Scheidungen eben viel tiefer in den Mainstream eingetaucht als in Deutschland. Während hierzulande im Fernsehen beim "Traumhochzeit"-Revival Tränen der Rührung fließen, fliegen dort die Fetzen im "Divorce Court" - mit 28 Staffeln die durchhaltestärkste Gerichtsshow der USA. Mit dem Unterhaltungsfaktor wollen neben Fernsehsendern neuerdings auch Betroffene ein Vermögen machen - beispielsweise Tricia Walsh-Smith.
Sie stellte ein Video bei Youtube ein, in dem sie sich bitterlich über ihren Noch-Gatten, Broadway-Mogul Philip Smith, beklagt und dabei auch Sex-Details öffentlich macht. Alles nur, weil Smith laut Ehevertrag das Recht hatte, sie im Falle einer Trennung binnen 30 Tagen aus ihrer Park Avenue-Wohnung zu werfen. Das Shooting ging nach hinten los: Walsh-Smith bekam zwar Talkshoweinladungen, aber das Gericht befand unter anderem aufgrund des Videos, die Ehe sei zerrüttet, und die Ex musste ausziehen.
Wiederum per Video wurde Walsh-Smith daraufhin zu einer großen Party eingeladen, auf der sie ihren Gram vergessen soll. Nach Bachelor Party und Babyshower haben die Amis nämlich jetzt die Divorce Party entdeckt. Und Christina Rowe, die hinter der Videoeinladung steckt, veranstaltet dergleichen in Florida - ein besseres Zugpferd als die Youtube-Furie gäbe es für sie kaum.
Die Terminkalender von Rowe und weiteren Spezialisten füllen sich, dazu drängen Bücher wie der "Divorce Party Planner" in die Geheimschubladen. Auch in Deutschland gibt es entsprechende Angebote. Aber die Nachfrage führt nicht gerade zu Tumulten. "Der ganz überwiegende Teil der Menschen möchte wohl die Scheidung so schnell wie möglich hinter sich bringen. Ein Trend ist die Scheidungsparty in Deutschland - noch - nicht", sagt Christopher Pruefer. Er betreibt das Beratungsportal scheidung.de, das aber immerhin am 11. Oktober in Düsseldorf seine zweite Scheidungsparty veranstaltet. "Neubeginn-Partys mit anderen Menschen in ähnlicher Situation zu feiern ist eine Möglichkeit, sich auszutauschen - nicht zu lamentieren, sondern zu sehen, dass auch andere diese Situation gemeistert haben. Hier spielt der Community-Gedanke ein Rolle: Gleichgesinnte treffen, Ideen austauschen, neu anfangen."
So friedfertig geht es auf den Partys in Florida nicht zu. Da treffen zahlkräftige Geschiedene sich auf einen Cocktail namens "Marriage on the Rocks", können zu einer von Trotz geprägten Musikauswahl tanzen, Fotos von ihren Nicht-mehr-Liebsten an eine Wall of Shame hängen und vor Publikum ihren Ehering - besser gesagt: eine billige Imitation - das Klo runterspülen. Irgendwo muss man ja hin mit seinem Brass.
So manche Neu-Singles reden nur noch im Militärjargon: Von Rosenkrieg ist die Rede, von Waffenstillstand, von Vernichtungsfeldzügen. Kein Wunder, dass eine Firma namens Goddammo! ihre Umsätze daraus bezieht, Eheringe einzuschmelzen und in Gewehrkugelform zu gießen. Man kann von den Amerikanern aber auch friedvolle Rituale lernen: Um ihren Mädchennamen wieder anzunehmen, lassen sich manche Frauen zeremoniell von der Mutter einen Ring reichen - eine noch unbesetzte Marktlücke für Juweliere. Auch ein Sarg für abgelegte Eheringe ist todschick, und den kann man in den USA bereits kaufen.
In Deutschland gibt es immerhin Scherzartikel, mit denen sich der Junggesellenabschied umkehren lässt: Eine Firma aus Rinteln hat sich darauf spezialisiert, T-Shirts mit "glücklich geschieden" und Kondompackungen mit "Mach das Beste draus" zu bedrucken, dazu passend gibt es Sekt, Schnaps, Ballons. Schicke mehrstöckige Scheidungstorten dagegen, wie etwa auf der showverdächtigen Las Vegas-Scheidungsparty von Rockstar-Ex Shanna Moakler, werden hierzulande nur selten gebacken.
"Das Thema würde mich schon reizen, aber ich glaube, es wird in Deutschland noch lange dauern, bis so etwas geordert wird", sagt Bettina Schliephake-Burchardt, die in Hamburg bei Betty's Sugar Dreams englisch und amerikanisch inspirierte Torten verkauft. Werntges Traumtorten, eine Konditorei mit Versandgeschäft aus dem beschaulichen Essen-Werden, hatte schon einen solchen Auftrag - immerhin. Da lag die Bräutigamfigur mit dem Gesicht nach unten auf einem Zuckerteppich.
Solange der Colt noch raucht, raten Experten davon ab, eine Scheidungsparty zu veranstalten. Ein Ritual an sich befürworten aber fast alle. Wegen des heilsamen Einflusses auf den Gefühlshaushalt. Aber auch materiell gesehen kann eine Feier Haushaltsdefizite ausgleichen: Wer Toaster, Elektromesser und Eierkocher nach der Gütertrennung dringender benötigt als auf dem Hochzeitstisch, lässt sich eben zur Scheidungsparty damit beschenken.
Thematisch passend wäre etwa ein Set "Divorce Wine Glasses", zu bekommen über eine Website namens Smashing Katie. Die Macherin der Site hatte ihren Gatten an eine Geliebte namens Katie verloren - und verdient jetzt Geld mit dem, was eigentlich ihre kleine Rache sein sollte. Apropos: Hasserfüllte müssen nicht unbedingt das Bild vom Ex auf die Dartscheibe nageln. Für solche Zwecke eleganter ist der Zahnstocherhalter "Ouch" von Fred, der einer gepiesackten Voodoopuppe gleicht. Oder ein Messerblock von CSB mit dem vielsagenden Namen "The Ex". Aber Vorsicht, dass das keine Kollateralschäden gibt.